Lehrer, Schule, GebäudeVon den Lehrern mochte ich Ibolyka und Vándor. Ich habe von der ganzen Schulzeit sehr schöne Erinnerungen. Auf dem Hof gab es einen kleinen Winkel, wo wir „Der Kaiser schickt Soldaten” spielten. Vor dem Krieg war eine gemischte Schule noch eine Seltenheit, besonders in jüdischen Schulen wurden Jungen und Mädchen normalerweise getrennt unterrichtet. Unsere Schule war einzigartig und gab uns Gelegenheit, alle möglichen wilden Spiele auszuprobieren. Wir fühlten uns wohl.
Hinten im Hof gab es eine kleine Wohnung, dort wohnten Frau und Herr Bokor. Sie waren die Hausmeister und strichen jedes Jahr die Schule neu an. Wenn wir im Herbst zurückkamen, war alles wunderbar sauber. Im Winter heizten sie den eisernen Ofen mit Kohlen. Wir liebten sie beide sehr. Ich habe während der Schulzeit öfter mal krank gespielt: ich hab Bauchweh, ich hab dies, ich hab das, dann brachte mich Herr Bokor nach Hause bis zum Gewürzgeschäft meines Vaters in der Pacsirtamező utca 60. Herr Bokor freute sich, weil er immer etwas aus dem Geschäft bekam. Lali Lampell trug meine Tasche und er bekam auch zwei Äpfel. Im ersten Stock war der Festsaal, dort wohnte auch Direktor Weisz mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Am Ende der vierten Klasse hielt ich eine Abschlusssrede. Direktor Béla Weisz gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich mochte ihn so gerne, zwei Wochen lang habe ich mein Gesicht an der Stelle, die er geküsst hatte, nicht gewaschen.
Ungarische und jüdische Feiertage, doppelte IdentitätAn
Chanukka
habe ich einmal zu einer Kinder-Feier eingeladen. Mari Kovács trug ein Treidel-Kleid, man ließ sie herumwirbeln, dass sie nur so in den Saal flog. Wir beschenkten uns gegenseitig. Das Hanukka Lied „Maous zur” sangen wir auf ungarisch. Im Festsaal wurden Purim Bälle veranstaltet, und wir spielten die Geschichte der Ester vor. Wir waren jedes Mal sehr aufgeregt, aber hatten immer großen Erfolg bei unserem Publikum und ernteten viel Lob.
Wir hatten auch ungarische Trachtenkleidung, zum Beispiel einen „Bocskai-Rock”. Ich trug ihn mit Stolz. Jeden Mittag wurde uns erzählt: „Diese Glocken erinnern an den Sieg der Ungarn über die Türken bei
Nándorfehérvár
, auch jetzt ist Ungarn im Krieg.” Am 15. März trugen wir einen Kopfschmuck, der mit Kornblumen verziert war.
HymneWenn meine Eltern nachts das Radio anmachten und ich, schon in meinem Bett liegend, die Hymne hörte, bin ich immer sofort aufgestanden und in Habachtstellung gegangen.
Die Synagoge früherDie Synagoge war eingezäunt. Wir spielten dort im Hof. An den großen Festtagen saß meine Großmutter immer wie eine Königin in der Synagoge, ihre Töchter und Schwiegertöchter um sich geschart. Nach dem Krieg ging ich einmal an Kol nidre (der einzige Festtag, an dem ich in die Synagoge gehe) alleine in die Frankel Synagoge, als Elemér Gálos bemerkte: - Kätchen! Sind Sie hier ganz alleine? Ihre Großmutter saß immer da, als wäre sie eine Königin.
Ganz im Gegensatz zu mir, liebte es meine Mutter bis zu ihrem Todestag sich hübsch zu machen. Andere erzählten mir, dass es ein richtiges Ereignis war, wenn meine Mutter an den großen Feiertagen in ihrer neuen Toilette Einzug in die Synagoge hielt. Gott bewahre, dass man an zwei aufeinanderfolgenden Jahren im gleichen Kleid erschien!
GeschäfteAuf dem Vörösvári út war der Bäcker Brüll. Der eine Sohn vom alten Brüll eröffnete dann noch die Konditorei in der gleichen Straße. Béla haben sie übrigens hier auf dem jüdischen Friedhof von Óbuda (Altofen) vergraben. In der Tavasz utca befand sich die Konditorei Floh.
Numerus clausus für die Juden1940 kam ich auf das Privatgymnasium „Lázár Piroska”, in der Személynök utca. Dies war ein bischen die Mädchenvariante des Jüdischen Gymnasiums in der Abonyi utca. Eigentlich wollte ich auf das Ráskai Lea Gymnasium in der Szemere utca gehen, aber dort wurde ich nicht angenommen, obwohl ich lauter Einser auf meinem Zeugnis hatte. Der Direktor teilte mir damals sehr höflich und freundlich mit, dass er so ein fleißiges, kluges Mädchen wie mich gut gebrauchen könnte, dass er mich aber leider aufgrund der bestehenden Verordnungen nicht aufnehmen könnte.
Diskriminierung, „solche und solche” Christen„Meine Eltern haben ihre Freunde nie danach ausgewählt, ob sie jüdisch waren oder nicht”. Ich erinnere mich, dass es Leute gab, die zu meinem Vater kamen und sagten: Eigentlich mag ich gar keine Juden, aber Sie mag ich. Darauf antwortete mein Vater: Wenn Sie die anderen Juden nicht mögen, dann sollen Sie auch mich nicht mögen. Diese Art von Unterscheidung zwischen Juden als Freunden und Juden als Feinden kann ich überhaupt nicht verstehen, weil bei uns auch sehr viele Nicht-Juden ein und ausgingen. Meine Eltern haben ihre Freunde nie danach ausgewählt, ob sie jüdisch waren oder nicht. Die Diskriminierung der Juden war eine schlimme Sache.
Es gab kinderlose christliche Ehepaare, wie die Gyuricas, die mich sehr gern hatten. In mehreren christlichen Familien wurde ich verwöhnt und geliebt. Das war schon komisch. Um den Eingang zu unserem Haus in der Lajos utca 146-148 zu erreichen, musste man ein kleines Treppchen hinaufsteigen. Von dem Haus ist heute nichts mehr übrig. Im Erdgeschoß war eine Bankfiliale, auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Werkstatt eines Bildhauers. Auf den drei Etagen gab es insgesamt acht Wohnungen. Im obersten Stock, direkt über uns, wohnte Dr. István Boks, der Arzt des MÁV Krankenhauses. Es wurde erzählt, er sei ein großer Pfeilkreuzler. Aber in der Zeit, als wir zwar noch nicht in ein mit Judenstern markiertes Haus ziehen mussten, man uns aber schon unser Radio abgenommen hatte, hat er jedesmal bei uns geklopft, wenn im Radio Störflüge durchgegeben wurden. Uns gegenüber hat er sich immer korrekt verhalten, dabei sagte man ihm nach, ein blutrünstiger Bursche gewesen zu sein.
Ich habe auch andere Erinnerungen an diese Zeit. Es gab eine Familie, mit der wir sehr eng waren, auch mit den Kindern spielten wir viel zusammen (ich nenne keine Namen), meine Mutter tat ihnen öfter einen Gefallen. Eines Tages verstarb ein Mitglied dieser Familie, eine alleinstehende alte Frau. Jedenfalls kam sie mir damals alt vor. Wir waren schon im Ghetto, aber irgendwie schaffte ich es zu entwischen und ging zu der Familie. Ich bat sie um die Papiere der alten Frau, damit meine Mutter sich mit diesen Papieren retten könne. Die Familienmitglieder haben mich aufs Übelste beschimpft, dabei hatte ich ihnen vorher sogar empfohlen, die Kinder rauszuschicken, da dieses Thema nicht für Kinder gedacht war. Wir galten damals mit 15 Jahren schon als Erwachsene. Man sagte mir, ich wolle wohl die Erinnerungen der toten Schwester entweihen und wenn sie gewusst hätte, dass ich zu so einer Niederträchtigkeit im Stande wäre, hätten sie mich niemals in ihr Haus gelassen. Ich solle verschwinden. Sie warfen mir schreckliche Dinge an den Kopf. Ich haute ab. Jahre später traf ich mit ihrer Tochter zusammen, sie fragte: Warum ist noch mal der Kontakt abgebrochen? Ich habe keine Ahnung, sagte ich.
Aber es gab auch Anständige, es gab eben riesige Unterschiede. Vor kurzem ist eine Freundin von mir verstorben, Mariann Hubay. Ihre Mutter gab damals eine Anzeige mit folgendem Text auf: Biete Stelle für Mutter mit Kind als Hausangestellte in einer geschlossenen Villa auf dem Schwabenberg. Eine jüdische Frau mit einem kleinen Jungen meldete sich, (er war beschnitten, also es war keine einfache Sache) und sie nahm sie doch auf. Später ging der Junge nach Israel und wurde Arzt. Er erzählte, dass sie ihn überhaupt nicht so behandelt hätten wie das Kind einer Hausangestellten, sondern als ob er der Bruder von ihrem eigenen Gábor gewesen wäre. Auf Anraten des Arztes, wurde der Familie Hubay, die Yad Vashem-Medaille verliehen. Aber! Genau dieser Hubay hatte einen Bruder, Kálmán Hubay, den man zusammen mit Szálasy in Ketten nach Hause gebracht hat. Sie wurden zusammen aufgehängt. Er war der leibliche Bruder des anständigen Hubay, der drei Kinder hatte.
„Es gab so große Unterschiede unter den Menschen”Es gab eine Konditorei Pöhm, die existiert heute noch. Herr Pöhm hängte 1939/1940 das Schild auf: HUNDE UND JUDEN WERDEN NICHT BEDIENT
Andererseits, gab es in der Selmeci utca zum Beispiel einen Konditor, der immer dann die frischen Waren auspackte, wenn die Juden Ausgang hatten, von 11 bis 15 Uhr. Es gab so große Unterschiede unter den Menschen.
Der gelbe Stern
„…das ist ein schöner Schmuck, dafür muss man sich nicht schämen!”Ich erinnere mich, dass ich mich ganz schlecht fühlte, als wir den ersten Stern aufnähten. Meine Mutter sagte: Das ist ein schöner Schmuck, dafür muss man sich nicht schämen!
Plünderung„…dann wurde sogar der Rucksack überflüssig, nichts war mehr übrig geblieben.”Mein Vater hatte im I. Weltkrieg die silberne Tapferkeitsmedaille verliehen bekommen und deshalb wurden ihm gewisse Privilegien gewährt. Das Gewürzgeschäft in der Pacsirtamező utca 60 lief am besten, als es den anderen jüdischen Geschäften schon nicht mehr erlaubt war, Kaffee, Getränke etc. zu verkaufen. Nach dem Krieg wurde in einem Teil des Geschäftes ein amtliches Milchgeschäft eröffnet. Als klar wurde, dass mein Vater nicht zurückkommt, arbeitete meine Mutter als Angestellte im Milchgeschäft.
Ein Arzt aus Tata zog in unsere Wohnung ein und schmiss alle unsere Sachen hinaus auf den Hof. Er bräuchte kein Juden-Zeug. Die Leute aus der Nachbarschaft nahmen alles, was sie in die Finger bekamen, mit. Noch nach drei Jahren kam mir manchmal jemand in meinen Sachen auf der Straße entgegen. Ich habe es sein lassen. Möbel, alles haben sie mitgenommen.
Meine Mutter hatte eine sehr gute Freundin. Mein Vater ließ einmal eine Sofagarnitur bei ihr neubeziehen, und in einen der Bezüge Schmuck und andere Wertgegenstände mit einarbeiten. Diese Freundin sollte die Möbel für uns aufbewahren. Sie behauptete später, dass der russische Soldat, der die Wohnung durchsucht hatte, genau dieses eine Polster aufgeschnitten habe. Einem anderen gaben wir ein Silberbesteckset für 12 Personen. Der meinte, der russische Soldat hätte es aufgeteilt. Sechs Sets nahm er mit, die anderen sechs ließ er da. Man kann sich vorstellen, wie der rumgerechnet haben muss, ein kleiner Löffel hier, einer da. Die Hälfte bekamen wir zurück.
Aber damit hat man sich gar nicht beschäftigt. Den ersten Umzug haben wir noch mit einem Pferdewagen gemacht. Für den Zweiten brauchten wir nur noch einen Handwagen, für den dritten einen Rucksack. Dann wurde sogar der Rucksack überflüssig, nichts war mehr übrig geblieben.
15-jährige ErwachseneIm Vergleich zu meiner Mutter war ich die erwachsenere. Einmal kam ich aus Kőbánya in der Király utca an. Ohne Papiere stieg ich aus der Straßenbahn, wo kontrolliert wurde. Mit meinen vollen lockigen Haaren ging ich an den Kontrolleuren vorbei und rief „Heil Hitler” und ging weiter. Aber wie mir das plötzlich eingefallen ist, das weiß ich nicht. Ich war noch nicht ganz 15. Den Stern trug ich damals schon nicht mehr.
Die Pfeilkreuzler, die Vernichtung der Familie Baron, die DeportationAm 15. Oktober 1944, wurde ein großer Teil der Altofener Juden in das Schulgebäude am Vörösvári út, Ecke Körte utca getrieben. Man hat uns drei, vier Tage dabehalten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein freistehendes Haus, das Haus von Vilmos Baron und seiner Familie. Auch sein Geschäft befand sich darin. Und da es also ein mit dem Judenstern gekennzeichnetes Haus war, drängten sich in diesen zwei-drei Zimmern mindestens 20 Leute zusammen. Wie Wahnsinnige vernichteten diese Henker die ganze Familie Baron: die 14-jährige Zsuzsi, den 18-jährigen Ervin, die Eltern, die Verwandten, vor dem Haus war ein Haufen Leichen.
Das einzige überlebende Mitglied, Aranka Kiss, zog später Doktor Tometz aus dem Leichenberg vor der Synagoge hervor, als er sie wimmern hörte. Ein Pfeilkreuzler fuhr Doktor Tometz an, dass er sich nicht einmischen solle, aber Tometz berief sich auf seinen ärztlichen Eid, den er abgeleistet hatte, half und rettete ein Leben. Doktor Tometz wohnte in der Lajos utca, gegenüber der schönen Synagoge.
Zsuzsi und Ervin aus der Familie Baron waren beide begabte Geigenspieler. Der Junge spielte sogar schon in einem Quartett. Er sah sehr gut aus. Damals wohnte auch ich in einem mit Stern gekennzeichnetem Haus im Vörösvári út 77. Das war das Haus von Onkel Steiner und wir wohnten dort mit noch vier anderen verwandten Familien zusammen. Da Zsuzsi meine Klassenkameradin war, kam Ervin zu uns rüber und erzählte, dass Zsuzsi sich nicht wohl fühle und ich sie doch besuchen gehen solle. Am Vormittag politisierte er noch mit meinem Vater. Aber zu dem Besuch kam es nicht mehr, weil am Nachmittag schon der ganze Zirkus losbrach.
Der Vater einer anderen Klassenkameradin, Éva Winter, wurde am gleichen Tag erschossen, weil er die Zeitung gelesen hatte und dadurch seine Hand den Judenstern verdeckte. Da der Stern nicht zu sehen war, schoss man ihn sofort tot. Éva Winters ältere Schwester Gabi wurde deportiert. Sie kam nicht zurück. Sanyi Ganz, auch ein Klassenkamerad von uns ist ganz sicher gestorben. Soweit ich weiß, wurde Vali Sonnenwirth auch deportiert.
Im Vörösvári út 77 lebten wir zusammen mit meinen Cousins und den Geschwistern meiner Mutter. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, weil wir einen geschlossenen Hof hatten und wir viele Kinder waren. Gegenüber war das Haus der Familie Baron und wenn die Pfeilkreuzler nicht zufällig dort angefangen hätten, hätten sie uns umgebracht. Da gab es auch einen Schuster, der, als wir mit erhobenen Händen die Straße entlang getrieben wurden, sich in die Tür seiner Werkstatt stellte und schrie: Das ist der Moment, auf den ich schon lange gewartet habe. Hitlers Bild hing schon lange in seiner Werkstatt. Er hieß Kurverger.
Man trieb uns in einen Kellerraum der Schule am Vörösvári út. Das Wasser dort war blutig. Es kann sein, dass man kurz vorher einige Menschen totgeprügelt hatte. Zwei Nächte verbrachten wir in dem Keller, tagsüber waren wir auf dem Hof, dann ließen sie uns nach Hause. Warum sie das taten? Ich weiß es nicht. Die Männer wurden von den Frauen getrennt.
Meine letzte Erinnerung an meinen Vater: Als wir gingen, zog jeder irgendwas Warmes an, da wir ja nicht wussten, wohin man uns bringen würde. Es war Oktober. Mein Vater hatte einen sehr schönen Wintermantel mit einem Pelzkragen an. Da kam ein Pfeilkreuzlerschurke, der zwei Köpfe größer war als mein Vater, zu ihm und nahm ihm den Mantel weg. Meine Mutter fing an zu weinen. Da machte mein Vater sein Sakko auf und zeigte ihr, dass er noch einen Pullover anhatte und nicht frieren würde. Das ist eine schreckliche Erinnerung für mich. Danach erinnere ich mich an nichts mehr, obwohl wir noch nach Hause gingen. Aber an sein Lächeln, seine Freundlichkeit, wie er meine Mutter beruhigte.
Flucht
„Das ist unserer Generation: die Vaterlosen”Wenn wir zu viert sind, kann man sicher sein, dass drei von uns vaterlos oder mutterlos sind. Die Mütter sind uns eher geblieben. Im Juni 1944 mussten wir erst aus der Lajos utca 146-148 in das Judenhaus am Vörösvári Weg 77 umziehen, von dort dann irgendwo in die Gegend beim Zsigmond tér, schließlich ins Ghetto, in die Wesselényi utca 4. und von dort nach Kőbánya, in ein Kinderheim.
Die Zichy utca nach dem II. WeltkriegDie Joint-Stiftung finanzierte (mit Hilfe amerikanischer Spenden) nach dem Krieg eine Küche und eine Tageshort in dem ehemaligen Schulgebäude. Man konnte sich da nach dem Unterricht aufhalten. Die zionistische (nicht-religiöse) Vereinigung SÓMÉR wurde dort gegründet. Wir bekamen Mittagessen und spielten ewig lange im Hof. Wir blieben vor allem auch deshalb nachmittags dort, weil es im Gegensatz zu unseren kalte Wohnungen eine Heizung gab. Dazu bekamen wir sogar zu essen. Ein Mädchen namens Vera Nádor organisierte das, und ich trat der SÓMÉR Vereinung bei. An Weihnachten fuhren wir zum Skifahren nach Dobogókő.
Später zogen wir in die Lajos utca 92, in die Nähe des Amphitheaters. Mit 16 Jahren passte ich vor dem Unterricht im Tageshort auf. Wie es meine Arbeit verlangte, spielte ich mit den kleinen Kindern. Einer meiner Lehrer wohnte in der Gegend. Einmal schnauzte er mich an: Sie spielt mit den Kindern, anstatt zu Hause zu lernen!
1948 wurde die Bewegung verboten, bis dahin blieben wir in der Zichy utca. Dort befand sich auch das Altersheim. In vier ehemaligen Klassenräumen wohnten viele alte Menschen, die zwar das Ghetto überlebt hatten, deren Kinder aber umgekommen waren, oder deren Wohnung komplett geplündert worden war und keinen anderen Platz zum Bleiben hatten. Es gab sehr traurige Geschichten.